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Produkt oder von technischem Determinismus gezeichneter Kadaver

Der Spruch, den ich oft gehört habe, lautet: „Wenn du für eine App oder eine digitale Dienstleistung nicht zahlst, dann wirst du zum Produkt.“

So sind die Geschäftspraktiken von Meta zu verstehen, wenn sie einem nun anbieten, für ihre Dienste zu zahlen oder Opfer von Datenmissbrauch zu werden, um es etwas zugespitzt auszudrücken. Ich frage mich gerade, was aus dem „Du“ als Produkt wirklich noch herausgeholt werden kann. Sind wir nicht statt eines Produktes ein von technischem Determinismus gezeichneter Kadaver, der keinen echten eigenen Willen mehr hat?

Über den freien Willen

Dieser Beitrag dient dazu, um mich selbst zu reflektieren. Ausgelöst wurde diese Auseinandersetzung durch einen Blogbeitrag von Laurin Lubin, die insbesondere die Praxis von Facebook kritisiert, Benutzer zwischen einem kostenpflichtigen, datenschutzorientierten Service und einem kostenlosen Service, der ihre Privatsphäre durch umfassende Tracking- und gezielte Werbepraktiken kompromittiert, wählen zu lassen. Diese Politik wurde von der Europäischen Union als problematisch angesehen, da sie den Grundsätzen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) widerspricht, die besagt, dass Zustimmung zur Datenverarbeitung wirklich freiwillig sein muss, ohne jegliche Form von Zwang.

Ich habe auf zustimmen geklickt und festgestellt, dass ich immer mal wieder Phasen habe, in denen ich mich mehr von Social Media leiten lasse und manchmal weniger. Ich nutze Instagram, da ich hier miterleben kann, wie gleichgesinnte Sportler ihrem Hobby frönen. Ich kann gut unterscheiden, ob sie dies aus freien Stücken tun oder ob sie dies machen, weil es ein Sponsor verlangt, oder vielleicht auch beides ein wenig. Letztendlich hat sich die Art und Weise wie sportliche Leitung sich darstellen lässt grundlegend verändert in den letzten Jahren und dies ist dem Einfluss von Social Media geschuldet.

Die Tatsache, dass mir dann passende Werbung zugespielt wird, nehme ich bewusst in Kauf, und ich kann bisher behaupten, dass ich noch keinen spontanen Kauf aus diesem Grund getätigt habe. Vielmehr stelle ich mir die Frage, wie sehr ich als Mensch beeinflusst werde, der sich dann ganz langsam verändert, um dann doch später zuzuschlagen. Den Fachbegriff hierfür habe ich vorher verwendet; er nennt sich technologischer Determinismus (Technologien, die eine soziale und kulturelle Veränderung hervorrufen).

Die Entscheidung, Instagram zu deinstallieren

Instagram habe ich auch schon mal bewusst deinstalliert, um zu sehen, was passiert. „Was passiert“, ist nicht ganz richtig, stattdessen habe ich mich innerlich aufgefordert, mehr zu lesen und habe dies in einem täglichen Journal dokumentiert. Ich habe mich in dieser Zeit viel mit mir beschäftigt und versucht, vieles, was mich berührt, aufzuschreiben. Das war wirklich spannend, aber hat es mich nachhaltig verändert? Nein. Leider habe ich mich in letzter Zeit davon wieder schleichend entfernt und nutze nun Instagram wieder mehr, da ich vielleicht das Gefühl haben will, dazuzugehören — aber zu was? Sollte man den kulturellen Wandel einfach anerkennen und einfach auf „Ich stimme zu“ klicken? Vielleicht werde ich nur einfach älter und blicke wehmütig auf die Zeit der 80er zurück.

Lehren für die Zukunft

In Zukunft will ich mir mehr fragen, was ich für Erfahrungen aus meiner Zeit an Jüngere weitergeben kann, ohne schrullig zu wirken oder was hätte mir jemand in jüngeren Jahren empfehlen oder als Ratschlag gegeben sollen.

Was ich auf jeden Fall weitergeben möchte ist sich in der Natur zu bewegen und dessen Schönheit auf sich wirken zu lassen. Umbequeme Situationen auszuhalten und nicht sofort zu resignieren. Sich nicht zu oft zu fragen warum ich und nicht in Selbstmitleid zu versinken sondern eher zu beobachten ohne zu werten. Es ist nie zu spät Dinge zu ändern. Es sind die kleinen Schritte die mich voran gebracht haben.

  1. Ich hätte gerne die Empfehlung gehabt früher damit zu beginnen finanzielle Rücklagen zu bilden, um finanzielle Unabhängigkeit möglich früh zu erlangen.
  2. Ich hätte mich mehr mit handwerklichen Tätigkeiten beschäftigen sollen um Dinge besser instand halten zu können bzw. Dinge leichter reparieren zu können
  3. Sich nicht zu sehr auf dem aktuellen Wohlstand auszuruhen
  4. Dankbarkeit zu üben
  5. zu realisieren, das die Generation die mich erzogen hat völlig andere Ideale verfolgt hat als ich.

Produkt oder Kadaver?

Diese Frage zu beantworten fällt mir sehr schwer, ich denke irgendwie beides. Ich kann  gar nicht mehr in der Tiefe darüber reflektieren, da Social Media Teil unserer Kultur geworden ist, wenn man das Kultur nennen darf. Vielleicht nennen wir es eher Bias, dieser Begriff ist ja jetzt im Kontext von AI immer wieder zu hören. Man sollte wachsam sein und auch ein bischer froh sein in der EU zu wohnen.